Wie mit einem Rock, der kein Kilt ist? Kann überhaupt ein Mann einen anderen Typ Rock tragen, ohne seine Männlichkeit zu verlieren?
Es wäre nicht logisch, sollte tatsächlich ein Kilt der einzig denkbare männertaugliche Rock sein. Ist er auch nicht.
Es wäre auch nicht logisch, sollten alle Männer, die nicht immer Hosen tragen möchten, sich mit einem Kilt zufriedenstellen. Brauchen sie auch nicht, und mit mehr Variation in Röcken würden wir mehr sein. Und je mehr wir sind, desto besser. Das ist der Grund, warum ich mich darüber auf einer sonst dedizierten Kilt-Seite auseinandersetze
Historisch
Männer haben nicht immer Hosen getragen. In der Antike wurde das Römische Reich von Männern gegründet, die in Kleid- oder Rockähnlichen Gewändern gekleidet waren, bodenlangen Togen und Tuniken in Minirocklänge. Jesus kannte keine Hose, Sokrates auch nicht. In Ägypten war der Shendyt Männerkleidung.
Ägypten. Männer in Shendyts. Die Röcke der Frauen hinter den Männern sind länger, und ihre Oberkörper sind zugedeckt.
Das Römische Reich vor gut 2000 Jahren.
Galten etwa die Männer der Antike als weiblich oder feminin?
Natürlich nicht. Die Hose wurde dann auch nicht erfunden, um Männer maskuliner zu machen, sondern weil Hosen für viele Aufgaben praktischer waren, Aufgaben, die in der heutigen Welt weithin von anderen abgelöst sind, und wo Röcke bequemer sein könnten.
Adelige und Königliche in Europa, die keine physische Arbeit leisten mussten, führten sich übrigens viel später in Gewänden vor, die in der Form Röcken glichen. Beispiele sind der französische König Franz I und der englische Heinrich VIII im 16. Jahrhundert.
Franz I von Frankreich, 1494-1547
Heinrich VIII von England, 1491-1547.
Es ist dabei zu bemerken, dass Frauen bodenlange Kleider trugen, die mit den Röcken ihres Mannes nicht verwechselt werden könnten.
Deshalb: Männer können Röcke tragen und dabei 100% Männer bleiben. Das alles ist eine Frage des Rocks und Sehgewohnheiten
Der Sarong
Wo in unserem Teil der Welt sich nur der Schottenrock als männliche Nicht-Hose-Bekleidung bewährt hat, gibt es in vielen Teilen Südostasiens und Afrikas den Sarong, den viele Männer heute noch im Alltag tragen.
Er hat seinen Ursprung in Sri Lanka und ist auch unter anderen Namen bekannt, wie Kikoy (South Africa), Lamba (Madagascar), Longyi (India), Malong (Philippines), Mundo (Maldives), und Pah Kao mah (Thailand - die Männerversion).
Grundsätzlich ist ein Sarong ein großes Tuch, das wie ein Wickelrock getragen wird. Oft handelt es sich dabei um eine billige, einfache Kleidung, die vorzugsweise am Strand zu tragen ist.
Die in Sri Lanka basierte Firma Lovi Ceylon hat eine Serie von Sarongs in viel anspruchsvollerem Design entwickelt, und die könnten deshalb auch für Männer in unserem Teil der Welt interessant sein. Sich vorstellbar wäre abends an einer Grillparty, wohl aber weniger im Stadtbild Berlins oder Frankfurt vorstellbar.
Der Männerrock und was für ihn redet
+ Modeschöpfer sind dafür
Modeschöpfer versuchen seit mindestens 20 Jahren unermüdlich, den Rock an den Mann zu bringen, aber in den letzten Jahren umso intensiver als nie zuvor.
+ Die Modeindustrie ist ohne Zweifel positiv
Die Industrie verhält sich noch abwartend, möchte aber Herzens gerne neuen Umsatz machen, wäre die erforderliche Nachfrage da. Wir reden von einem Potenzial von 50% der Menschheit.
Große Ketten wie
H&M und
Zara haben sich ein paar Mal mit Männerröcken versucht. Die beiden H&M Designs, 2005 und 2010, waren wohl nicht sehr überzeugend, der erste Zara Rock mit eingebauten Leggings noch weniger, aber der Zara Männerrock 2018 sollte gute Chancen gehabt haben, denn er hatte ein sehr gutes Design und war hochwertig verarbeitet.
Doch beide Firmen machten immer nur die Versuche halbherzig. Wenn es die Röcke überhaupt in den Läden gab, waren sie ungemein schwer zu finden und nur für sehr kurze Zeit zu kaufen.
Den letzten Zara Rock gab es nur in zwei kleineren Größen, und sie wurden überall sehr schnell vergriffen. Vermutlich hatte man sicherheitshalber so wenige produziert, dass es nachher nicht möglich war, festzustellen, ob der Rock erfolgreich gewesen war oder nicht. Was nicht existiert, kann auch nicht verkauft
werden und Umsatz bringen.
Der Zara 2018 Männerrock war sehr gut verarbeitet.
Das Design war gut, aber der Rock war kaum zu kaufen und nur in zwei Größen, die schnell ausverkauft wurden.
Es ist zu glauben, dass er erfolgreich hätte sein können, wenn besser distribuiert, in mehreren Größen vorhanden und in Mengen groß genug, um die Nachfrage zu stillen.
+ Berühmtheiten rocken den Rock
Namen wie
Harry Styles und
Brad Pitt im Rock ziehen 2022 Überschriften im Fernsehen und in Zeitschriften.
+ Die Modemagazinpresse ist mit dabei
In Modemagazinen wird immer öfter geschrieben, dass der Männerrock nun endlich da ist.
In der Septemberausgabe 2022 des deutschen
GQ Magazins ist ein sehr guter Artikel zu finden mit dem Titel
Männerrock? Unbedingt! Die 4 besten Styling Tipps, um so cool auszusehen wie Brad Pitt und Harry Styles.
Im Artikel heißt es under anderem:
Können Männer Röcke tragen?
Absolut! Der Rock ist ein Kleidungsstück wie jedes andere und gibt keine Auskunft über Sexualität oder Gender. Ein Mann, der einen Rock oder ein Kleid trägt, ist nicht automatisch homosexuell oder fühlt sich innerlich als Frau – die eigene Sexualität und das Empfinden als Mann werden nicht durch ein Kleidungsstück definiert
+ Männerröcke sind bereits zu kaufen - aber mit Vorbehalt
Im GQ-Artikel wird erwähnt, dass Männerröcke tatsächlich zum Kaufen sind und wo. Das Problem ist aber, dass sie sündteuer sind und deshalb in der Praxis eben Männern mit Star-Status vorbehalten sind.
Es gibt doch in Europa
einen Anbieter dedizierter Männerröcke, die noch relativ günstig zu haben sind:
Les Jupes des Hommes,
eine französische Firma mit mehreren Röcken im Sortiment. Ein Besuch ihrer Webseite kann empfohlen werden.
Vielleicht ist auch noch ein anderer französischer Anbieter
Hiatus auf dem Markt?
Die Firma wollte sich 2020 eine Pause gönnen, gerne neues Kapital finden und 2021 zurück im Business sein. Ob sie ihre Pause beendet hat, steht dahin. Die Webseite ist da, und bist du interessiert, Hiatus fragen. Einzige Kontaktmöglichkeit scheint doch nunmehr eine Telefon-Nummer zu sein.
Damit scheinen die Möglichkeiten dafür, einen Männerrock, der kein Kilt ist, zu erwerben, erschöpft zu sein.
Doch
das weiß der Autor des GQ-Artikels vermutlich, denn er schreibt:
Da sich ein Männerrock in der Machart nicht von einem Frauenrock unterscheidet, können Sie auch die Frauenabteilung durchstöbern.“
Also ab in die Damenabteilung und dort einen Rock kaufen?
Dazu braucht es nicht zu kommen.
Adidas
Seit Herbst 2022 bietet das internationale Konzern Adidas
Unisex-Röcke an.
"ADICOLOR CONTEMPO TAILORED ROCK – GENDERNEUTRAL" heiß der Adidas-Rock, der in Schwarz und Almost Blue zu haben ist und angeblich Teil einer sogenannten Unitefit-Serie sind.
Über Unitefit schreibt Adidas:
adidas UNITEFIT streicht geschlechtsspezifische Standards und setzt auf eine genderneutrale Passform, die alle einschließt.
Und das ist korrekt. Bei den Größen hat man definitiv auch an Männer gedacht.
Der Adidas-Rock ist absolut männertauglich, das Design ist gut, die Verarbeitung ebenso, der Preis ist attraktiv, und der Rock ist in allen Ländern bei Adidas zu kaufen.
Röcke aus der Damenabteilung?
Vor zehn Jahren wäre es ziemlich leicht gewesen, bei den Frauen einen männertauglichen Rock zu finden, vor fünf Jahren etwas schwieriger, aber 2022 ist es problematisch geworden. Grund?
- Die weibliche Mode ist zunehmend feminin geworden.
Dünne, oft floralen Materialien. Röcke, die mit zu vielen weiblichen Details versehen sind oder vom Design her nicht männertauglich sind und noch dazu einem Mann entweder zu lang oder zu kurz sind, dominieren das Modebild. Röcke, die in "männlichen" Größen überhaupt zu finden sind, weisen häufig ein extra feminines Design auf oder sind deutlich für eine ältere Kundschaft gedacht.
- Röcke am Verschwinden?
Sowieso ist das Angebot von Röcken in den Damenabteilungen geschrumpft bis hin zum nicht existierend, denn immer mehr Frauen tragen heute ausschließlich Hosen, und möchten sie ihnen endlich mal für einige Stunden loswerden, werden sie nicht durch Röcke ersetzt, sondern durch Kleider.
Also kaum Männerröcke, kaum Damenröcke und wenn, dann Männern zu feminin oder/und zu klein.
Einen in jeder Hinsicht passenden Rock in der Damenabteilung aufzutreiben dürfte zur Zeit deshalb echt schwierig sein, aber wer sucht, der findet, wie es in der Bibel steht. Es sollte wohl möglich sein, etwas zu finden, vor allem online?
Jeansröcke gelten als gut.
Wenn doch nicht, was bleibt dir dann?
Kilt und Kilt-Variante, von denen einige ja mehr Röcke sind als Kilts. Vielleicht des Designs wegen dir auch Kilt-Variante für Frauen überlegen.
Beispiel
Ein Utility Kilt für Frauen der Firma
Schottenrock. Er ist einfacher im Design als die meisten Utility Kilts. Da er maßgeschneidert wird, kann er jedem Männerkörper angepasst werden, und er ist in 12 anderen Farben zu haben, wobei mehrere absolut männlich sind.
NICHT die Farbe Pink vermutlich, aber es gibt den Rock in 12 anderen, wovon mehr als die Hälfte als absolut männlich gelten. Nur 40€ bei Schottenrock
Sport Kilt
Teurer, aber bestimmt eine gute Wahl, wäre ein
schwarzer Kilt der Firma
Sport Kilt. Soll er weniger Kilt sein, kann man ihn eventuell nehmen, wie er ist, also ohne abgenähte Falten etc.
Oder sich natürlich den oben erwähnte
Adidas Unisex-Rock kaufen.
Speziell für dich
Hast du selbst Ideen zum Design, kannst du dir auch einen Rock nach deinen Wünschen nähen lassen
In einem Forum wurde vor Jahren diskutiert, wie man sich einen traditionellen Kilt vorstellen könnte, sollte er produktentwickelt werden.
Heraus kam ein Vorschlag, er sollte nur an den Seiten gefaltet sein. Vor ein paar Jahren teilte mir ein Mitglied jenes Forums mit, er hätte sich tatsächlich solche Röcke nähen lassen. Da er sie nicht länger träge, bot er mich an, ich könnte sie haben, wenn ich wollte. Und natürlich wollte ich das gerne.
Es dreht sich um drei Röcke, einen karierten, den eine deutsche Kilt-Schneiderin Syriel, ihm genäht hat, und zwei schwarze von einer Modeschneiderin in Berlin. Die schwarzen, der eine aus Schurwolle, der andere aus einem leichtgewichtigeren Material, haben vorne einen senkrechten Reißverschluss, hinter dem sich eine tiefe, praktische Tasche befindet. Dazu Schlaufen für einen normalen Männergürtel. Alle sind 24“ lang und 4 Yard.
Nur der Umstand, dass sie eben keine Falten haben, machen sie zu Röcken, sonst wären sie Kilts oder Kilt-Variante. In der Gallerie sind sie unter Kilts zu finden
Karierter, Kilt-ähnlicher Rock. 4-Yard, glatt hinten, tiefe Falten an den beiden Seiten. Elliott Tartan
Zwei schwarze maßgeschneiderte Röcke, die identisch sind, abgesehen vom Material. Der eine ist aus schwerem Stoff genäht, der andere aus einem leichten. Bei Kilts würde man um die 16 Oz. und 10 Oz. reden.
Jeder Rock besteht aus 3,7 Metern Stoff, 4 Yard entsprechend. Die Länge ist die für Kilts typische 24 Zoll oder 61 cm. Die Falten gibt es nur an den Seiten.
Oder du kannst möglicherweise einen Rock selbst designen, zuschneiden und nähen
Es ist nicht jedermanns Sache, weder mit der Kreativität noch mit der Technik. Ich kenne aber ein Beispiel, ein sehr gutes sogar.
Dirk H aus Rheinland-Westfalen kreiert Röcke, die derart unikal sind, dass jede Diskussion, ob männlich oder weiblich, meiner Meinung nach einfach keinen Sinn macht. Er kombiniert Farben und Materialien, wobei Kreationen erstehen, die nicht nur anders, sondern genau richtig sind. In der Galerie kannst du mehr Beispiele sehen.
Zwei von Dirks Röcken. Auch das Zubehör muss in Form, Struktur und Farbe harmonieren, und eben das ist es, was viele Männer vergessen, nicht nur die, die Röcke tragen.
Bemerke im ersten Bild, wie Oberteil und Schuhwerk, Kniestrümpfe und T-Shirt, Rock und Smartphone-Cover gegenseitig zueinander passen. Alles zur Perfektion gebracht. Im nächsten Bild ist alles stimmig in Schwarz/Dunkelgrau und Weiß gehalten.
Wenn du den Rock findest
Zubehör
Trage, was du sonst trägst, das heißt Sachen aus der Herrenabteilung, wie gewöhnliche Hemden, T-Shirts, Poloshirts und Sweaters. Auf den Füßen Herrenschuhe, ob Halbschuhe, Loafers, Stiefeletten, Sneakers oder Sportschuhe.
Im Sommer sind Strümpfe kein Problem, eben Socke, Sneaker Socke oder keine tragen. Aber im Winter? Männer tragen ja sowieso Strumpfhosen beim Sport unter Shorts. Vermutlich wird ein Rock mit einer blickdichten Strumpfhose noch als genügend männlich gelten, aber weiter Richtung weibliches solltest du nicht gehen.
Im Zweifel? Es versuchen oder an kalten Tagen beim Kilt – oder bei Hose - bleiben.
Werden Männer dann nie ihre Röcke "big-scale" bekommen - wie schon längst Frauen die Hose?
Aber sicher. Wir sind näher dran denn je, denke ich. Aber Männer können die Entwicklung beschleunigen, indem sie anfangen, Röcke - vom traditionellen Kilt bis hin zum "männlichen" Damenrock - zu tragen, damit sie ganz gewöhnlichen Durchschnittsmännern ein Vorbild sein können und der Industrie zeigen, dass es tatsächlich einen Markt für Männerröcke gibt.
Nur sind
mutige Männer, die als
Influencers direkt oder indirekt arbeiten können, eine Mangelware.
Wie es in den letzten Sätzen der hier so viel zitierten Artikels in GQ heißt:
Es kann schwierig sein, einen gewagten Trend selbst auszuprobieren – dazu gehört Mut und Selbstvertrauen, kann aber genau deswegen umso lohnenswerter sein. Warum also nicht einfach mal einen Rock rocken?“
Schwierig schon, aber auch eine Auffordering zum Mitmachen!
Es gibt doch auch
übermutige Männer, die Kilt und Rock hinter sich gelegt haben und auf Kleid, FHS und Absatzsschuhe setzen. Sie haben erlebt, dass es problemlos ist, und das ist wahr.
Sie werden erfreulicherweise von der großen Mehrheit der Gesellschaft völlig respektiert! Nur hat diese große Mehrheit kein Interesse daran, sie nachzuahmen, denn das fordert, dass Mann-im-Rock nicht der Mehrheit zu fern liegt. Man muss sich mit ihm identifizieren können und sagen: wenn DER kann, kann ich auch, möchte ich auch. Mit anderen Worten, anderen ein Vorbild zum Nachahmen sein.
Transfrauen, Crossdressers und sonst durchaus weiblich gekleidete Männer haben auch ihre Followers - innerhalb der Minderheit gleichgesinnter oder gleichveranlagter Männer, was ja für sie auch nicht schlecht ist.
Eine Normalverteilungskurve zur Illustration.
Mit weiblich gekleideten Männern können Männer der Mehrheitsgruppe B sich nicht oder nur schwer identifizieren. Sie weichen ihnen vermutlich zu sehr von den Normen ab, warum sie sich nicht von ihnen beeinflussen lassen. Da haben sie zweifelslos auf Segment A, wozu auch Transfrauen, Crossdressers und LGTB+ Personen gehören, die besseren Chancen.
Männer-im-Rock, die auf ein männliches Erscheinungsbild Wert legen, und wo deshalb nur der Rock den Unterschied zu Männern im Allgemeinen macht, können mit größerer Wahrscheinlichkeit Männer des Segments B beeinflussen.
Zum Segment C wird man nie erreichen können. Es ist eine Minderheit Männer (und dessen Frauen), die ultrakonservativ sind, kein Neues erproben wollen und sich deshalb nie vorstellen können, nicht Hosen zu tragen. Ganz weit rechts haben wir auch Männer, die an Homophobie etc. leiden.
Wir sind um den Rock herumgekommen: Schottenröcke und Zubehör dazu, Utility Kilts, Kilt Variante, Röcke für Männer und Röcke, die Männer tragen können, trotzdem, dass sie für Frauen gedacht waren. Nur fehlt noch einige Worte zum Abschluss. Sie kannst du auf der nächsten Seite lesen.